Science Fiction um 1900 war die Literatur des technischen Zeitalters, die oft familisierend eine goldene Zukunft durch neue, ans Wunderbare grenzende Erfindungen und wissenschaftliche Errungenschaften postulierte und damit einhergehend sogar eine moralische Veredelung des Menschen und ein goldenes Zeitalter des Friedens prophezeite.
So waren es nur einige wenige Visionäre, die schon vor 100 Jahren technikkritisch die möglichen Schattenseiten einer technisierten Zukunft aufgezeigt haben und vor der Hybris von Technikmissbrauch und Technikgigantomanie mit ihren negativen ökologischen Folgen oder technikpessimistisch sogar vor einer durch den technischen Fortschritt einhergehenden Degeneration und Entfremdung des Menschen gewarnt haben.
Ob der Weltuntergang aus der Retorte, eine globale Ölpest, weltweiter Stromausfall, künstliche Veränderung der Atmosphäre, Auswirkungen des Flugverkehrs, radioaktiv strahlende Altlasten, die Machtübernahme durch intelligente Maschinen, außer Kontrolle geratene Eisenbahnen und Automobile, Lebensenergie raubende Maschinen, tödliche Androiden, die Automati-sierung der Gesellschaft – die technischen Antizipationen von damals sind tatsächlich die Probleme von heute.
Welt ohne Elektrizität Technikkritische Zukunftsvisionen 1883 - 1909
In hundert Jahren wird der Automat die Welt beherrschen“, warnte Ferdinand Groß schon 1899 und Oskar Hoffmann mahnte 1908: „Wer der Natur ins Handwerk pfuscht, wird die Folgen stets am eigenen Leibe erfahren.“ Dies schilderte beeindruckend schon 1907 Siegfried Lutz in einer „Welt ohne Elektrizität“, der wie auch Hoffmann und Meyrink die menschgemachte, herstellbare Katastrophe als technische Apokalypse mit weitreichenden ökologischen Folgen antizipiert, sei es durch die künstliche Intelligenz einer selbstlernenden tödlichen Maschine, eine Metallkaninchenplage, die Klima-veränderung durch eine globale Ölpest oder die Gefrierung der Atmosphäre.
Doch auch individuelle technische Schicksale wurden behandelt, ob durch eine todesbringende Automatenfrau, grauenhafte Menschmaschinen oder einen metallisierten „Terminator“.
Die Übersättigung durch die Technik führt die Burinen sogar zum Massenselbstmord und eine technisch hochentwickelte aber moralisch degenerierte Zukunftsgesellschaft erlebt im 3. Jahrtausend ihren Exodus.
Inhalt:
1883 Hippolyt Tauschinsky Die letzten Thaten des Doctor Ox
1886 Julius von Gans-Ludassy Der Weltmord
1891 Friedrich Meister Die unheimliche Maschine
1899 Ferdinand Groß Automatopolis
1903 Anton O. Klaußmann Das Ende der Luftschiffahrt
1903 Gustav Meyrink Petroleum – Petroleum
1903 Gustav Meyrink Das Präparat
1904 Gustav Meyrink Das Wachsfigurenkabinett
1907 Otto Grautoff Die Automatenfrau
1907 Karl Hans Strobl Der Triumph der Mechanik
1907 Siegfried von Lutz Die Welt ohne Elektrizität
1908 Oskar Hoffmann Bezwinger der Natur
1909 Robert Heymann Die über und unter der Erde
1909 Carl Grunert Mr. Infrangibles Erfindung
304 Seiten mit Einleitung
Eleganter bibliophiler Hardcover mit Leseband
ISBN 978-3-946366-53-9
49,80 Euro
Vakuumreiniger des Lebendigen Technikkritische Zukunftsvisionen 1911 - 1914
Schon Fritz Müller-Partenkirchen mahnte 1911, dass „der Riese Technik Fangball mit den Menschen spielt“ und die Maschinen davor stehen, die Macht zu übernehmen: „Die Maschinen der Erde blinkten auf, blinkten sich zu in stillem Verstehen und spannen ein eisernes Netz um die Welt.“ Herbert Frank warnte 1914 vor der Hybris, die gewaltigsten Naturkräfte beherrschen zu wollen, denn: „Einmal wird die vergewaltigte Natur furchtbare Rache nehmen.“
Salomo Friedlaender, Hermann Eßwein und Fritz von Briesen führen hin-gegen durch neuartige Chemikalien wie "Kathartikon" und "Radion" schnell und schmerzlos den Weltuntergang aus der Retorte herbei, Carl Grunerts „Maschine des Theodulos Ernergeios“ frisst buchstäblich die Lebensenergie des Menschen auf, während Oskar Hoffmann die wohl erste Strahlen-katastrophe in der Literatur beschreibt und der Menschheit eine strahlende Ruine hinterlässt, und bei H. H. Schmitz mutierte Bakterien das Aussterben des Autos verursachen.
Inhalt:
1911 Salomo Friedlaender Der große Vakuumreiniger der Lebendigen
1911 Oskar Hoffmann Dr. Ypsilons Gefrorene Elektrizität
1912 Carl Grunert Die Maschine des Theodulos Energeios
1912 Hermann Eßwein Das Bekenntnis des Dr. Webelhorst
1911 Fritz Müller-Partenkirchen Briketts
1913 Fritz Müller-Partenkirchen Die Maschine
1913 Fritz Müller-Partenkirchen Es wird einmal sein …
1913 H. H. Schmitz Das neue Auto
1913 Fritz von Briesen Das Ende der Welt
1914 Max Pollaczek Der Gefangene der neuen Urwelt
1914 Herbert Frank Die Wunder der geheimnisvollen Insel
Von tödlichen Maschinen, dem Weltuntergang aus der Retorte und einer vollautomatisierten Gesellschaft – Technikkritische Science Fiction 1871 - 1914
306 Seiten mit 20 Original-Illustrationen und umfangreichem Nachwort und Bibliographie
Eleganter bibliophiler Hardcover mit Leseband
ISBN 978-3-946366-54-6
49,80 Euro